Die vierte Ausgabe des Unternehmermagazins SOLUTION

Remote zum Erfolg

Inbetriebnahme per Fernzugriff

„Es gibt immer eine Lösung. Manchmal braucht es dafür nur neue Wege.“ Und diese fanden die Engineering-Spezialisten von Blumenbecker, als die Corona-Pandemie die Inbetriebnahme eines australischen Intralogistik-Projekts ausbremste. Kurzerhand nahm das deutsch-polnische Team die Anlage mit 37 intelligenten Fahrzeugen „remote“ – per Fernzugriff – in Betrieb.

„Viele Firmen hätten sich in Zeiten der Pandemie auf höhere Gewalt berufen und ihre Projekte ausgesetzt. Doch das kam für uns nicht in Frage", erklärt Marco Mertins, technischer Niederlassungsleiter bei Blumenbecker Engineering Deutschland und Projektkoordinator. Bereits seit Mitte 2018 arbeiteten Blumen­becker Deutschland und Polen am Intralogistik-Projekt für den australischen Getränkegroßhändler BevChain.

 

Transportsystem mit 37 Fahrzeugen zur Beförderung von Getränken

Im neu gebauten Lager des Branchenführers in Sydney sollte ein Transportsystem zur Getränkebeförderung realisiert werden. Im Zentrum stehen 37 Fahrzeuge, die in einem Kreislauf fahren und alle wichtigen Logistikbereiche vom Wareneingang über die Kommissionierung und Lagerung bis zum Warenausgang beliefern. Jedes der 120 Meter pro Minute fahrenden intelligenten Fahrzeuge besitzt einen Schaltschrank mit SPS-Steuerung und kann auf seiner Ablagefläche bis zu 480 Ein-Liter-Flaschen bzw. 16 Bierfässer befördern. Über eine Kopfsteuerung erhält das Fahrzeug die Informationen, wann es wo welche Ware abholen und abgeben muss.

Inbetriebnahme über 15.800 Kilometer Distanz

Blumenbecker war im Auftrag des Unternehmens UP Universelle Fördertechnik für das Design und die Programmierung der Software sowie die Installation und Inbetriebnahme der Anlage zuständig. Alles lief nach Plan, bis Ende Februar 2020 die Corona-Inzidenzahlen in Australien in die Höhe kletterten. Die damit verbundenen Reisebeschränkungen zwangen Blumenbecker, die gerade begonnene Inbetriebnahme in Sidney abzubrechen. Stellte sich die Frage: „Was jetzt?" Die Engineering-Spezialisten entschieden, das Projekt ' remote ' per Fernzugriff weiterzuführen. Schnell war ein australischer Ingenieur gefunden, der den operativen Part vor Ort übernahm. Die Blumenbecker Techniker im 15.800 Kilometer entfernten Katowice bildeten den ' Kopf ' der Operation. Im Rahmen dieser ' Fernbeziehung ' wurden die Inbetriebnahme-Arbeiten nur eine Woche nach der Unterbrechung wiederaufgenommen.

Arbeiten mit acht Stunden Zeitunterschied

Von Polen aus schalteten sich die Blumenbecker Spezialisten auf das mit der Anlage verbundene Laptop des australischen Technikers. Dessen Kopfkamera lieferte die notwendigen Bildinformationen, kommuniziert wurde per Microsoft Teams. Schritt für Schritt leitete das polnische ' Gehirn ' die australischen ' Augen und Hände ' durch die Inbetriebnahme. Ein Teamwork auf Distanz, das sehr gut funktionierte. Und so lief die Anlage pünktlich zur Übergabe im Mai 2021. Eine Termintreue, die Projektkoordinator Mertins wichtig ist und nur durch die engagierte Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich war. Besonders lobt er „den Einsatz des polnischen Remote-Teams, das aufgrund von acht Stunden Zeitdifferenz zwei Monate in Nachtschichten arbeitete."

 

» Flexibilität und außerordentlicher Einsatz sind die Erfolgsfaktoren im internationalen Anlagenbau! Firma Blumenbecker und ihre engagierten Mitarbeiter konnten dies in den letzten Projekten unter Beweis stellen! Der jeweilige Projekterfolg bestätigt uns abermals in unserer Partnerwahl. «

Fabian Pietsch,
Geschäftsführer, UP Universelle Fördertechnik GmbH

 

Remote-Inbetriebnahme und Fernwartung Leistung wurde ins Portfolio aufgenommen

Zeitgleich zum BevChain-Projekt hat Blumenbecker Engineering eine Intralogistik-Anlage für IKEA Malaysia ebenfalls per Fernzugriff in Betrieb genommen; auch dieses Projekt zur absoluten Zufriedenheit des Auftraggebers UP Universelle Fördertechnik. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird die Remote-Inbetriebnahme in Zukunft einen festen Platz im Blumen­becker Portfolio haben. Auch die Fernwartung von Intralogistik-Anlagen werde laut Mertins ins Angebot aufgenommen. Die ersten Anfragen liegen bereits vor.

 

Der Endkunde: BevChain

BevChain ist die hundertprozentige Tochter des australischen Logistik- und Lieferkettenunternehmens Linfox und hat sich auf die Lagerung und den Vertrieb von alkoholischen Getränken in Neuseeland und Australien spezialisiert. Als Branchenführer in Australien beliefert BevChain mehr als 25.000 Pubs und Verkaufsstellen im ganzen Land. Zwei von drei Getränken in Down Under finden ihren Weg zum Endverbraucher durch das Logistikunternehmen.

Der Auftraggeber: UP Universelle Fördertechnik

Für das Transportieren, Sortieren, Speichern, Puffern und Bereitstellen von Bauteilen und Waren besitzt UP Universelle Fördertechnik eine ausgewiesene Kompetenz. Seit mehr als 15 Jahren entwickelt, fertigt und montiert das Unternehmen individuelle Fördertechniklösungen vorrangig für die Automobil- und Logistikindustrie. Neben dem Hauptsitz in Schopfheim/Deutschland hat der Fördertechnik-Spezialist einen weiteren Produktionsstandort in Shanghai.

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