Brennen für die perfekte Naht

Cobot-Schweißroboter und Handlaserschweißen im Fokus

»Schweißen ist wie Nähen, nur mit Feuer«. Wer sich schon mal darin versucht hat, weiß: Das ist nicht einfach. Gefährlicher als Nähen ist es obendrein. Nicht umsonst gibt es unzählige Aus- und Weiterbildungen zum Thema Schweißen. Doch auch die Schweiß­branche klagt über Fach­kräftemangel. Unternehmen stehen immer öfter vor der Herausforderung, gut ­ausgebildetes Fachpersonal zu finden. Wie bekommt man dennoch die perfekten Schweißnähte?

Vor dieser Frage stand Jan Weiß, stellvertretender Niederlassungsleiter der Blumenbecker Technik in Haiger. Der Standort ist unter anderem auf die Fertigung von Flughafenbodengeräten, zum Beispiel sogenannten Dollys, spezialisiert. Die Antwort steht seit rund einem Jahr in Haiger in der Fertigung und heißt »Cobot«.

Cobot-Schweißroboter – Roboter und Mitarbeiter ergänzen sich optimal

Weiß holte sich Hilfe bei Michael Kerßenfischer, Leiter Schweißtechnik beim Schwesterunternehmen Blumen­becker Industriebedarf GmbH. Der empfahl den kollaborativen Roboter, kurz Cobot. Er besteht aus einem Roboterarm, der mit Kraftsensoren versehen ist. »Der Cobot wird vom Anwender einfach per Hand dorthin gezogen, wo geschweißt werden soll. Für die Einstellung des Roboters benötigt man keine Vorkenntnisse im Programmieren. Aber man muss sich mit dem Schweißprozess auskennen, um zum Beispiel den Lichtbogen richtig einzustellen«, erklärt Kerßen­fischer. Der Roboterarm stammt von Universal Robots (UR), dem Marktführer für kollaborative Systeme. Der Lieferant für den kompletten Cobot ist Lorch Schweißtechnik, Marktführer für Schweißgeräte.

 

Im Oktober 2022 bekam der Blumenbecker Standort in Haiger den Cobot zum Testen. Nach zwei Tagen Schulung, die von Kerßenfischer und seinem Team geleitet wurden, konnte der Cobot erstmals zum Einsatz kommen; mit Erfolg. »Das Gerät ist einfach in der Bedienung und das Schweißergebnis ist von gleichbleibend hoher Qualität«, freut sich Weiß. Kleiner Wermutstropfen: Das System ist auf zwei Achsen beschränkt und Vorproduktionsfehler werden nicht ausgeglichen. Mitarbeiter und Cobot müssen Hand in Hand arbeiten; dann ergänzen sie sich optimal.

Für den Cobot wird keine Einhausung benötigt. Das senkt die Kosten. Hinzu kommt die Zeitersparnis. Weiß und sein Team waren nach der Testphase überzeugt. Die körperliche Belastung beim Schweißen durch UV-Strahlung, ungünstige Körperhaltung und Schweißrauch übernimmt die Anlage für die Mitarbeiter.

»Schweißprozesse zu automatisieren, bringt viele Vorteile. Der offensichtlichste Vorteil ist die Steigerung der Produktivität«, weiß Kerßenfischer. »Wir haben schon einige Cobots verkauft und alle Kunden waren begeistert.«

 

 

Handlaserschweißen – für filigrane Nähte ohne Verzug

Sind schmale und filigrane Nähte gefragt, empfiehlt Kerßenfischer den Kunden meist das Handlaserschweißen. Als Energiequelle dient hier gebündeltes Licht, das mittels »Pistole« aufgetragen wird. Es entsteht weniger Wärme im Schweißprozess, erläutert er: »Man kann mit Schweißdraht schweißen oder gänzlich ohne. Dann werden nur die Materialien verbunden.« Der Vorteil liegt auf der Hand: kein Verzug der Materialien – keine Nacharbeit, kein Reinigen, kein Richten. Und der Prozess ist viermal schneller als der des WIG-Schweißens.

Eine Schulung des Schweißers reicht aus. Zudem muss bei diesem Verfahren die Sicherheitstechnik beachtet werden. Man benötigt eine Schutzumhausung für den Handlaser, passende PSA und in jedem Fall einen Laserschutzbeauftragten im Betrieb. Das Ergebnis sind perfekte, hochfeste Schweißnähte von gleichbleibender Qualität. »Handlaserschweißen ist gegenüber dem normalen Schweißprozess viel energieeffizienter, schneller und präziser. Es kann dort eingesetzt werden, wo dünne und filigrane Nähte benötigt werden.«

 

Kompetenzzentrum in Beckum

Seit 2023 können Interessierte und Kunden im hauseigenen Kompetenzzentrum für Schweißtechnik in Beckum das Handlaserschweißen testen – natürlich unter fachkundiger Anleitung. Auch das Cobot-Schweißen sowie alle gängigen MIG/MAG- und WIG-Prozesse können hier ausprobiert werden. »Neue Schweißtechnologien selbst zu testen, sagt oft mehr als tausend Worte. Wir analysieren die Anforderungen und empfehlen die optimal passenden Produkte. Die Schulungen der Anwender führen wir ebenfalls durch«, fasst Kerßenfischer zusammen.